Rosa Tännler – die Rückkehrerin

Rosa Kruck-Tännler mag das Reisen – egal ob nach Gadmen oder durch Europa. Die letzten Lebensjahre verbringt sie am Hasliberg, wo sich auch ihr Grab befindet. Nach schwerer Erkrankung stirbt Rosa an Karfreitag 1946.

Rosa, die Rückkehrerin

Sohn Gustav kehrt Anfang 1939 aus Argentinien in die Schweiz zurück. Und da sich der Zweite Weltkrieg zu jenem Zeitpunkt bereits abzeichnet, möchte er seine Mutter für den schlimmsten Fall schützen. Ihm erscheint ein Daheim im Berner Oberland sicherer als in der Stadt Zürich – und so überzeugt Gustav seine Mutter, auf einem Bauplatz im Gebiet Obere Weisstanne in Hasliberg ein Chalet zu bauen.

1940 zieht Rosa Kruck-Tännler hier ein. Noch heute hängen an der Küchentür zwei Handtücher, roter Zierfaden auf weissem Feinleinen, eingestickt das Monogramm: «R K». Es wirkt, als wäre die Gadmerin nur eben schnell in den Keller hinunter gestiegen, um eine selber gemachte Konfitüre zu holen. In der Stube steht ihr alter Fussschemel, und wenn das Haus im Winter geheizt wird, knarzt und knackt das Holz, wie wenn Rosa im Stockwerk darüber herumwandeln würde.

Fast sechs Jahre lebt sie in diesem Chalet. Dann erkrankt Rosa schwer an Leukämie, wird ins Spital nach Zürich gebracht, wo sie an Karfreitag 1946, am 19. April, stirbt. Ihr Wunsch war stets, dass ihr Asche ins Berner Oberland zurückkehrt. Vielleicht sogar an den Steingletscher, wo sie einst das Licht der Welt erblickte, wo sie Maler Fritz Ulysse Landry und auch ihrem Mann das erste Mal begegnet ist.

Ihre Grabstätte befindet sich heute auf dem Grundstück in Hasliberg, das ihrer Enkelin Regula Kruck gehört. Unter einem alten Baum ruht Rosas Asche, eine Steinplatte, ein bisschen Moos und die Inschrift «Rosa Kruck-Tännler». Nicht mehr und nicht weniger. Sie ist daheim angekommen, um nie mehr wegzugehen. Mit Blick auf das Gadmental, wo ihr Schicksal seinen Lauf genommen hat. Dort ist das Bergkind zu einer unvergesslichen Ikone geworden, die bis heute unser Bild der Helvetia prägt. Das Goldvreneli – als Sinnbild der Schweiz. Unabhängig und stark.

Das Landry-Projekt verlässt die Banalität, die gewöhnlichen Wege. Er gibt uns einmal etwas anderes als die antiken Köpfe, mit denen man bisher die Republiken darzustellen pflegte.
— Der Winterthurer Numismatiker Friedrich Imhoof-Blumer lobt 1896 die Vorlage für die Goldmünze

Regula Kruck

Regula Kruck ist die Enkelin von Rosa Kruck-Tännler. Sie lädt uns ein in das Haus ihrer Grossmuter. Hier in Hasliberg verbrachte Rosa ihre letzten Jahre.